Geschichte auf Deutsch
Das Töpferhaus. 1727 - 2024
Die Osismen
Wir wissen heute, dass unser Gebiet einst von den Osismen bevölkert war, einem der gallischen Völker der Gruppe der Armorica-Kelten. Ihr Territorium war eines der größten, wenn nicht sogar das größte Territorium des armorikanischen Galliens. Sie lebten von der Frühgeschichte (Bronzezeit, Eisenzeit, die um 600 v. Chr. begann) bis zur Römerzeit. Nach der römischen Eroberung im Jahre 51 v. Chr. wurden die Osismen, wie die anderen gallischen Völker auch, allmählich « romanisiert » und verschmolzen zu einer gemischten gallorömischen Zivilisation (Patrick Galliou – Die Osismen, Volk des gallischen Westens).
Das Gebiet der Osismen entspricht in etwa dem von Finistère und dem westlichen Teil der Côtes-d'Armor. Ihr wichtigstes Oppidum (befestigte Siedlung) scheint das Artus-Lager in Huelgoat gewesen zu sein. Nach der römischen Eroberung Galliens hatte ihr Territorium Vorgium (heute Carhaix) als Hauptstadt. Weitere wichtige städtische Zentren sind Vorganium (wahrscheinlich Kerillien bei Plounéventer) und Le Yaudet bei Lannion (Wikipedia).
Im März 1970 führten von Bertrand Chiché in Grand Kermin (Pabu) durchgeführte Rettungsgrabungen zur Wiederentdeckung von Töpferöfen aus der gallorömischen Zeit (wahrscheinlich aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr.), welche vier Jahre früher zufällig entdeckt worden waren. „Die mangelnde Qualität der Produktion dieser Keramikwerkstatt ist ein Beweis dafür, dass die Töpfer den Techniken und Formen der gallischen Unabhängigkeitskeramik treu geblieben sind“, schlussfolgert Bertrand Chiché (Eine Keramikwerkstatt aus der gallorömischen Zeit in Pabu – Annalen der Bretagne – 1971).
Laut Ninog Jaouen (Auf der Suche nach Keramikwerkstätten der Osismen – 2021), einer Doktorandin der Archäologie und Keramikologie, die seit 2021 in Zusammenarbeit mit dem Verein eine zusätzliche Studie zu diesen Ausgrabungen durchführt, handelt es sich um eine Töpferwerkstatt von Osismen. Die dort in der Antike hergestellten Keramiken sind einzigartig in diesem Gebiet; ob durch den Teig, die Form oder die Dekoration, diese Keramiken unterscheiden sich völlig von den übrigen gallischen Produktionen, aber die Produktionsstätten der Osismen sind leider wenig bekannt. Es sind nur zwei Standorte für Töpferwerkstätten bekannt, der eine in Glomel und der andere in Pabu.
In Kervenou, in der Gemeinde Pommerit-le-Vicomte, gibt es eine zwei bis drei Meter tiefe Tonader guter Qualität. Es könnte vermutlich aus einer ziemlich fortgeschrittenen Zersetzung von Feldspatgesteinen resultieren. Dies ist zweifellos der Grund, warum Töpfer, die ihre Produktion humorvoll „Pabu-Porzellan“ (R.T. Salaün – Poterie de Pabu, in der Nähe von Guingamp – 1954) nannten, vielleicht in Anspielung auf chinesisches Porzellan, sich in Kerhré (la Poterie) und in Keraiz (Kerez) niederließen, um ihre Kunst auszuüben.
Aus dem Mittelalter
Es ist erwiesen, dass bereits im Mittelalter das Keramikhandwerk in unserer Stadt vorhanden war. Die damaligen Kontoregister der Gemeinde Guingamp weisen die Namen mehrerer Töpfer und Fliesenleger auf, wie z. B. Jehan Lavenant, der zwischen 1468 und 1470 erwähnt wurde oder Rolland Le Quéré, der 1464 und 1465 erwähnt wurde, insbesondere für « die Lieferung von zwei Dutzend Tonröhren für die sogenannte Plomée », erster Brunnen auf dem heutigen Place du Centre von Guingamp.
In Pabu überging der Töpferberuf vom Vater auf den Sohn, unter Arbeitsbedingungen, die heute kaum vorstellbar sind : „Im Sommer und Winter die Füße in Wasser und Schlamm mussten wir dauernd Ton kneten und kneten und lebten in einer engen, niedrigen Behausung, in der es kaum Licht gab und wo die Atmosphäre ständig mit Rauch gefüllt war“. (Erwan de Bellaing). Außerdem atmeten die Töpfer unwillkürlich Bleistaub ein ; das Blei wurde vom Schießplatz in Plouisy geholt, gegossen und dann zum Glasieren der Tontöpfe verwendet.
Im Jahre 1711 lebten rund 350 Töpfer unter besonders erbärmlichen Bedingungen.
Die Risiken im Job sind vielfältig und jedes genauso gefährlich wie das andere. Verbunden mit den Arbeitsbedingungen selbst bedeuten sie für die Töpfer die größte Gefahr.
Der giftige Bleistaub, der beim Glasieren der Töpferwaren entstand und den sie einatmeten, verursachte Koliken (Bleivergiftung), die sehr oft tödlich endeten. Diese berühmte Bleikrankheit richtete unter der Bevölkerung der Dörfer La Poterie und Kerez unaufhörliche Verwüstungen an, ohne dass irgendjemand daran dachte, sie zu beheben - es war ja damals ein unheilbares Übel – oder sich auch nur dieser Gefahr zu entziehen ! Der verrauchte und schlecht belüftete Lebensraum schadet dem Körper, aber die Töpfer leben von der Erde und wissen, wie man daran stirbt ! „Sie rächt sich“, erklärt Louise Berthelot, „sie rächt sich dafür, dass sie vergewaltigt und befummelt wurde, und ihr böser Hauch trocknet auf Dauer die Lunge aus …“ (Bericht von René Théophile Salaün in La Poterie de Pabu, in der Nähe von Guingamp).
Laut dem Historiker Erwan De Bellaing, von René Théophile Salaün, Archivar, Verleger und Buchhändler zitiert, haben wir eine Beschreibung von Töpferhäusern in den 1930er Jahren.
Die Töpferhäuser ähnelten ein wenig allen alten Häusern der Basse-Bretagne. Sie bestanden aus einem Erdgeschoss mit einer Tür und zwei kleinen Fenstern, einem Dachboden mit einer Dachluke und einem Strohdach ohne Schornstein …
Der Rauch aus dem Kamin, der sich im ganzen Haus ausbreitete, trug dazu bei, die hier und da verstreuten Töpferwaren zum Trocknen zu bringen, bevor er durch das Dachbodenfenster verschwand. Das Innere dieser Wohnhäuser kann man sich vorstellen, wie folgt : Ein Lehmboden zwischen vier dicken Wänden bildete einen Gemeinschaftsraum, der manchmal durch eine Möbeltrennwand in zwei Räume unterteilt war. Der Herd bestand aus ein paar flachen Steinen, auf denen Asche und Reste von glühenden Kohlen lagen und von einem eisernen Dreifuß und einer Zahnstange (Kesselhaken) überragt waren, an dem ein Topf hing. In der Nähe dieser Feuerstelle, unter dem Kaminsims befand sich eine Bank, die der angesehensten Person der Familie, dem „Tad-koz“ (Großvater) oder dem Haushaltsvorstand, vorbehalten war.
Links oder rechts vom Raum befanden sich die geschlossenen Betten (Schrankbetten), die Kommode, die Schränke oder die zum Essen genutzten Tische und Bänke. Von der meist niedrigen Decke hing ein Löffelhalter über dem Tisch. In der Nähe des Herdes lagen ein paar Scheiben Speck und fast in der Mitte des Raumes ein Brotbrett, auf das ein paar Brote gelegt wurden, die den Wochenvorrat ausmachten. In der Fensternische hing eine grüne Pflanze. An den dicken Wänden hingen Fotos von Familienmitgliedern, fromme Bilder, Diplome und Medaillen, die alle einen echten Altar bildeten, der der Familienverehrung gewidmet war.
Tagsüber war die Mitte des Raumes vollgestopft mit gekneteter oder zu knetender Tonerde, Töpferscheiben und frisch modellierten Vasen. Am Abend wurden sie beiseite geräumt, um einen Durchgang für den Haushaltsbedarf zu ermöglichen. Die Tage waren lang und anstrengend, und wir arbeiteten, solange es hell war und wir sehen konnten, denn die einzige Beleuchtung war die Kerze aus einem mit Harz oder Talg überzogenen Leinenzwirn, die schlecht leuchtete und zu stark tropfte.
Um den Ton vorzubereiten, kneteten ihn die Töpfer genauso wie ihre Vorfahren aus der gallorömischen Zeit mit bloßen Füßen. Sobald die Erde vorbereitet war, formten sie die Vasen, Ribots, Schalen usw. und ließen sie leicht trocknen, bevor sie sie zum Ofen brachten und durch den oberen Teil (durch die obere Öffnung) einführten.
Die genaue Betrachtung eines Gemäldes von Etienne Bouillé, « Töpfer bei der Arbeit », lässt uns vermuten, dass der Aufbau eines Tontopfes von zwei Personen verrichtet wurde. Sobald der Ton vorbereitet ist, wird er auf die Drehscheibe gelegt ; der Mann sitzt mit gespreizten Beinen auf einer kleinen Bank und dreht die Drehscheibe, während die Frau, auf dem Boden kniend, die Töpferware aufbaut. Ein Behälter in der Nähe der Töpferscheibe ermöglicht ihr wahrscheinlich, ihre Hände anzufeuchten, um die Arbeit zu erleichtern. Sobald die Töpfe aufgebaut sind, werden sie zum Trocknen auf Bretter gestellt, um leichter im Raum beiseite geschoben zu werden oder eventuell zum Trocknen hinausgetragen zu werden, wenn das Wetter es zulässt.
Zum Glasieren war, wie schon oben erwähnt, Blei unbedingt nötig. Die Ehefrauen und Töchter der Töpfer gossen die verirrten Kugeln, die sie auf dem Schießplatz von Plouisy gesammelt hatten, in einem großen gusseisernen Kessel, bis sie sich verflüssigten. Das verflüssigte Blei wurde dann kräftig geschüttelt, bis ein feines Pulver, so fein wie Pfeffer, entstand.
René Théophile Salaün sammelte die Aussagen mehrerer alten Menschen über die Technik, mit der die Farben der Keramik erhalten wurden. Für das Gelb verwendeten sie einen mit Wasser gemischten Buchweizenbrei, den sie verdünnten, bis er der Paste ähnelte, die zum Plakatekleben verwendet wird. Für Grün ist der Prozess ebenso archaisch : ein Brei aus ganz frischem Kuhmist. Für die gelbliche Farbe wurde der Buchweizenbrei mit dem Mistbrei in den gewünschten Proportionen gemischt, und für die grünliche Tönung wurde der zweite Brei raffiniert mit dem ersten in anderen, ebenfalls gewünschten Proportionen vermischt.
Die Töpfer verwendeten also Kuhmist und Buchweizenmehlbrei mit Wasser. Aber in der Tat war die eigentliche Glasur nicht der Farbstoff, sondern der Bleistaub, wobei der Mist oder das Mehl dem Bleistaub dazu half, sich an den Wänden der zu glasierenden Stücke haften zu bleiben. Diese mit dieser Beschichtung überzogenen Stücke wurden in den Ofen gebracht, wo sie bei niedriger Temperatur brannten, was ausreichte, um das Blei zu oxidieren, sich mit der Kieselsäure in der Paste zu verbinden und den Stücken eine sehr gut verteilte, reine Glasur zu verleihen. „eine dunkelgrüne Farbe, die der von Bleiphosphat ähnlich ist (Alexandre Brongniart – Abhandlung über Keramikkunst oder Töpferei).
Die Gewölbeöfen von sehr rustikaler Bauart, deren Bögen aus zerbrochenen oder fehlerhaften ineinanderverschachtelten Töpferwaren bestanden, wurden immer auf schiefem Boden gebaut, wobei die Öffnung des Ofens den vorherrschenden Winden zugewandt war, wie wir es immer noch in den 2000er Jahren in Kerez (Pabu) sahen. Die Töpferwaren wurden auf geeignete Gitter auf den Seiten wie auch in der Mitte des Ofens gestellt. Es gab einzelne Öfen, die von einem oder zwei Töpfern genutzt wurden, und kollektive Öfen, die von der gesamten Gemeinde genutzt werden konnten.
Um den Ofen anzuheizen, berichtet R.T. Salaün, wurde hauptsächlich Stechginster verwendet und dieser Brennstoff verbrannte so schnell, dass während des zwei- bis dreistündigen Brands vier Männer nötig waren, um den Brennofen aufzuheizen. Einer lag auf dem Ginsterhaufen, der andere löste die Bündel, der dritte gab sie her und der vierte schob sie in den Ofen.
Das Feuer wurde von unten angezündet. Es begann mit dem Verbrennen von grünem Stechginster, der mehr Rauch erzeugte und für eine sanftere Hitze sorgte. Wahrscheinlich ging es darum, langsam aufzuheizen, um Sprüngen und Rissen vorzubeugen. Sobald das Räuchern beendet war, ging es zum letzten Brand über, indem Ginster, dann Heidekraut und zuletzt sehr trockenes Holz verbrannt wurde.
Die Tätigkeit der Töpfer blühte über Jahrhunderte hinweg. Ihre Produkte wurden auf den umliegenden Märkten und an Bauhandwerker bis zu einer Entfernung von gut sechzig Kilometern verkauft. Als ab Mitte des 19. Jahrhunderts die Konkurrenz durch die Massenindustrie zunahm, gaben ländliche Haushalte, selbst die bescheidensten, nach und nach die traditionelle Keramik auf und eigneten sich Steinzeug, Steingut, gusseiserne Töpfe, dann Stahlpfannen und andere emaillierte Eisenbehälter an. Die jahrhundertealte Weitergabe der Gesten und des Know-hows lokaler Töpfer ging daher verloren, da die Märkte seltener wurden. Der durch den Ersten Weltkrieg verursachte historische Umbruch führte zu Beginn der 1920er Jahre zum endgültigen Verschwinden ihres Handwerks.
Restaurierung des Hauses
Die Restaurierungsarbeiten bestanden im Abriss des nicht originalen Vorbaus, Wiederaufbau eines Fensters anstelle des Vorbaus, Reinigen der Fassadenfugen, Entfernen der Innenbeschichtungen und Ersatz des Schieferdachs durch ein Strohdach, in der Asbestsanierung des Daches, Errichtung des Kamins und Ausbesserung des Lehmbodens.
Bei den Restaurierungsarbeiten wurden neben dem Haus zahlreiche Tonscherben von Crêpepfannen gefunden. Die Herstellung dieser Keramiksorte, die frühzeitig verschwand, lässt vermuten, dass das Töpferhandwerkszentrum Pabu einen ungeahnten Platz in der Geschichte des « Bilig » [bi-lik] (bretonisches Wort für Pfanne zum Backen der « Crêpes » und « Galettes » aus Buchweizenmehl) und anders ausgedrückt in der Geschichte der « Crêpes » in der Bretagne eingenommen haben muss.
Das Haus ist entsprechend der Mitte des 19. Jahrhunderts eingerichtet, ein Schrankbrett (geschlossenes Bett) links vom Kamin, ein Bauerntisch und seine beiden Bänken unter dem Hauptfenster, eine Drehscheibe mit einer kleinen Bank dem Eingang gegenüber und ein Kleiderschrank neben dem geschlossenen Bett.
Loïc Frémont, Dezember 2023
(Übersetzung von MJF)